Wer sich in den letzten Jahren mit den Veränderungen des Internets beschäftigt hat, dem wird aufgefallen sein, dass das Internet eines der unbeständigsten Medien ist. Eines jener Medien, die sich stetig weiter entwickeln und verändern, die ihren Nutzer ermutigen, zu partizipieren und selbst Medien zu machen. Ein jeder Nutzer hinterlässt dabei im Internet seine Spuren. Spuren, die ausgewertet werden können, die man verfolgen kann und die sowohl eine Chance als auch ein Risiko darstellen.
Chance?
Natürlich ist es eine Chance, wenn ein Nutzer genau die Themen oder Artikel bekommt, die ihn interessieren. Das spart ja Zeit, wenn sich meine Kaffeemaschine einschaltet, während ich mir im Badezimmer noch schnell die Zähne putze, sich die Heizung herunterfährt, sobald ich die Haustür von außen schließe und wieder hochfährt, sobald ich meine Arbeit verlasse. Wenn meine Päckchen per Postdrohne kommen. All das sind Projekte der Zukunft, ähnlich wie selbstfahrende Autos, die gerade in der Entwicklung stecken. Was heute noch klingt, wie Zukunftsklänge, ist übermorgen schon Schnee von gestern. Möglich machen es Technologien, die zum Teil heute schon vorhanden sind. Es sind jene Technologien, die mit Daten arbeiten und diese verarbeiten können. Daten, die mithilfe von Sensoren unterschiedlicher Art erfasst wurden. Doch die Daten, die sich als Chance darstellen, sind gleichermaßen ein verstecktes Risiko.
Risiko?
Wie bereits angemerkt, hinterlassen wir überall unsere Spuren. Dadurch wird der Mensch immer mehr zu einer gläsernen Fassade. Wenn mir mein IPhone zum Beispiel schon mitteilt: „Du bist 4380 Schritte gegangen, du brauchst in drei Monaten ein paar neue Schuhe!“, wenn mir eine andere App nüchtern signalisiert: „Du bist betrunken und solltest nicht mehr Auto fahren, in letzter Zeit ist dein Alkoholkonsum zu hoch!“, so ist das Chance und Risiko. Denn je nachdem, wer diese Daten erhält, könnte das gravierende Folgen haben. Denn stellen Sie sich einmal vor, Sie laufen permanent zu wenig, so kann dies einem potentiellen Chef bei einer Bewerbung ein Dorn im Auge sein, denn bringen Sie wirklich die Ausdauer mit, die Sie benötigen? Wie sieht es mit Ihrem Fitnesszustand aus? Sorgt er schon in ein paar Jahren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht oder Diabetes? Wird Sie aus diesem Grund vielleicht keine private Krankenkasse mehr versichern wollen?
Hilfe, meine Daten liegen offen auf der Straße herum und warten auf Mitnahme!
Nun könnte man sagen, das alles sei nicht unbedingt ein Problem, man müsste nur seine Daten schützen. Doch sind wir einmal ehrlich: Wissen wir heute wirklich noch, wer welche Daten über uns gespeichert hat? Wissen wir, wann wir Daten mit Twitter, Google oder Facebook teilen? Welche Daten Amazon von uns speichert? Wollen wir das überhaupt so genau wissen? Es könnte ja schließlich heißen, dass jeder einen bestimmten Bruchteil unserer Daten hat, dass jeder auf einen Bruchteil unserer Daten zurückgreifen kann und daraus Rückschlüsse zieht, die ihm wiederum neue Daten eröffnen. Tatsächlich sind Daten heutzutage nichts anderes als Wahrscheinlichkeiten. Wahrscheinlichkeiten, die weniger über uns sagen, als man zunächst vermuten würde, zumindest, wenn die Daten korrekt geschützt und verschlüsselt würden. Doch wann immer ein Tool nur auf die Daten einer Person Zugriff hat, sind diese Daten nicht anonymisiert, sie liegen offen auf der Straße und bieten keinen Schutz der Privatsphäre und der eigenen Daten. In großen, virtuellen Gebilden jedoch, wenn aus „Data“ „Big Data“ wird, dann sind unsere Daten eigentlich recht sicher, da sie anonymisiert verarbeitet werden sollten. Jedoch lassen sich bei mangelndem Schutz aus „Big Data“ wieder „Data“ bilden. Machen wir uns ein wenig Mühe und schützen unsere Daten, damit es nicht heißt: „Hilfe, meine Daten liegen offen auf der Straße herum und warten auf Mitnahme!“.