Facebook ist so etwas wie ein Marktplatz, ein Umschlagsplatz, ein Gemeindefest, für einige sogar ein Café. Um so weniger erstaunlich ist es, dass Menschen hier bereitwillig ihre Daten herausgeben. Bei Spielen zum Beispiel ihre Kreditkarteninformationen angeben oder im privaten Gespräch mit „Freunden“ Telefonnummern, Anschriften etc. versenden. Noch verwunderlicher ist dann nur noch die Sache mit dem Mittagessen oder dem Urlaub.
Das Mittagessen ist das eine, die privaten Daten das andere
In vielen Bundesländern sind aktuell Ferien, in NRW sind sie schon fast wieder zu Ende. Und doch staune ich aktuell mit Blick auf die Timeline über die vielen strahlenden Urlaubsfotos und Informationen à la „Wir sind die nächsten zwei Wochen auf Gran Canaria!“. Antworten wie „Dann mal einen schönen Urlaub!“ oder „Erholt euch gut!“sind da keine Seltenheit und absolut erwartbar. Es gehört zum guten Ton, alles zu posten – über die Folgen denken die wenigsten nach.
Wann immer wir in den Urlaub fahren, bleibt unsere Wohnung/unser Haus für gewöhnlich zuhause. Die wenigsten reisen mit ihrem kompletten Besitzstand. Und ganz ehrlich wäre es auch recht schwierig, den eigenen Wohnzimmerschrank, 40 Zoll Plasmabildschrim oder die Designermöbel in einen Koffer zu packen und dabei unter einem Gewicht von 20 Kilo zu bleiben. Den persönlichen Schmuck und die Kreditkarten kann man dabei ja noch mitnehmen, wobei er auch im Urlaub nicht unbedingt sicherer ist. Warum ich das hier nun durchaus humorvoll präsentiere, ist schnell gesagt: Mir geht es um den vernachlässigten Schutz vor Einbrechern und Ihre persönliche Wahrnehmung, was Sie eigentlich teilen.
Wie ein geteilter Beitrag Ihr Leben verändern kann
Nehmen wir also an, Familie Meier plant einen Urlaub, nutzt Trip Advisor, Facebook, Twitter und einige andere Plattformen zur Planung ihrer Reise nach Südschweden. Natürlich erhalten sie viele ergänzende Reiseinformationen, lernen sogar schon im Voraus ein wenig von der Kultur kennen und knüpfen die ersten Kontakte. Alles ist schön und tatsächlich begeben sie sich auf die Reise. Der Urlaub ist ein Traum, wirklich erholsam und er soll unvergessen bleiben, denn als sie nach Hause kommen, ist die Wohnung verwüstet und ein einziges Trümmerfeld.
Tatsächlich wurde bei Ihnen eingebrochen und das ist auch eigentlich nicht weiter verwunderlich, denn die Diebe waren sich sicher: Da wohnt kein Schwiegervater für die Zeit der Abwesenheit in der Wohnung und auch kein Wohnungstausch wurde vollzogen. Um die Blumen kümmert sich die Nachbarin am Montag und Freitag in der Zeit von 14 bis 15 Uhr. Aber in der restlichen Zeit ist die Wohnung leer.
Wenn sich Menschen zu sicher fühlen
Durch geteilte Beiträge bei Facebook konnten die Diebe ihre Opfer sehr genau ausspähen. Die benötigten Informationen bekamen sie auf dem Silbertablett ohne viel Mühe präsentiert. Der Einbruch war ein Leichtes.
Tatsächlich hätte es die Familie Meier den Dieben deutlich schwerer machen können. Sie hätten in der Urlaubsphase Beiträge simulieren können, das geht heute sehr schnell und einfach über die Funktion „Planen“.
Warum nicht mal während des Urlaubs über den schönen Grillabend bei Freunden berichten, der schon eine Woche zuvor stattgefunden hat? Warum nicht über den netten Wocheneinkauf auf dem Markt berichten? Der Trick, den man sich hier zunutze machen kann, ist es, die gewohnten Facebook-Routinen weiterhin zu simulieren. Sollten Sie also jeden Mittag ihr Mittagessen posten, so tun Sie dies auch weiterhin. Schreiben Sie jeden Abend von Ihrem Tag, seien Sie kreativ und schreiben Sie etwas von einem Tag, der so gar nicht stattgefunden hat. Bedenken Sie aber folgendes: Wenn der Wochenmarkt in ihrer Stadt freitags stattfindet, so schreiben Sie nicht mittwochs darüber. Oder verweisen Sie darauf, dass Sie ihn am vergangenen Freitag besucht haben. Schwelgen Sie in schönen Erinnerungen und demonstrieren Sie ihre alltägliche Routine. Nach Ihrer Rückkehr dürfen Sie nun Ihre Urlaubserlebnisse teilen und davon erzählen, wie schön Ihr Urlaub doch war. Die Beiträge, die Sie zuvor geplant haben, können Sie entweder rauslöschen oder einfach Ihren Urlaub etwas später terminieren. So öffnen Sie den Einbrechern nicht Tür und Tor während Sie das Haus alleine lassen.
Gleichzeitig empfiehlt es sich auch, bestimmte Beiträge in bestimmten Zielrichtungen zu posten, also zum Beispiel nur an Personen, die man auch im echten Leben kennt.
Die Sache mit der Tageszeitung
Generell gilt für die Nutzung von Facebook, Twitter und anderen Social Media-Diensten Folgendes: Die Informationen, die hier geteilt werden, sind öffentlich. Mit ein wenig Überlegung sollten Sie also beim Posten von Informationen schon vorgehen. Ich persönlich überlege mir Folgendes: Welche Informationen würde ich über mich gerne in einer Zeitung lesen, wenn ich ein A-, B- oder C-Promi wäre? Dabei geht es mir nicht darum, mich besonders prominent zu fühlen, sondern zu hinterfragen, ob die Information, die ich gerade poste, so auch über mich in einer Tageszeitung stehen sollte. Möchte ich wirklich, dass auf der Titelseite der Tageszeitung steht: „Marie Lanfermann liegt gerade auf Mallorca am Strand“?
Für die potentiellen Diebe möchte ich klar stellen: Ich war dieses Jahr bereits im Urlaub. Die Frage, die aber bleibt, ist: Würde ich wollen, dass Informationen über meinen Aufenthaltsort im öffentlichen Raum kursieren, würde ich wollen, dass jeder weiß, wie viel Geld ich für mein Hotelzimmer ausgegeben habe oder dass ich vielleicht auf Glutamat allergisch reagiere?
All diese Aspekte sollten Sie vielleicht bedenken, bevor Sie einen Beitrag teilen.
Für Menschen, die jetzt erst in den Urlaub fahren gibt es noch ein anderes Mittel der Wahl. Selbstverständlich können Sie auch Ihren Social Media-Kanal an eine andere Person, wie beispielsweise einen Social Media-Manager übertragen, einfach Passwörter ändern und vertraglich festlegen, wie lange der Auftrag geht, und anschließend die Passwörter wieder ändern. Sicherer Urlaub kann recht einfach sein, in diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Urlaub!