Über die Komplexität einer Recherche

Als Journalistin habe ich regelmäßig mit Recherchen zu tun. Einige gehen dabei ganz schnell von der Hand, andere brauchen eine gewisse Planung, Vorbereitung und bestimmte Kenntnisse. Heute möchte ich Sie nicht über die einfachen Recherchewege informieren, wie zum Telefon zu greifen, jemanden anzurufen und die vorbereiteten Fragen beantworten zu lassen. Heute geht es mir um die Frage, welche Daten man vielleicht nicht am Telefon mitschreibt, Daten, die umfangreicher sind und zu einer Datenbank gehören.
Mir geht es dabei nicht darum, Ihnen hier Vorträge über Daten und Datenschutz zu halten, das habe ich in anderen Beiträgen schon getan. Hier soll es darum gehen, ein wenig genauer hin zu schauen uns sich zu fragen: Brauche ich tatsächlich alle Daten aus einer Tabelle?

Es ist nicht alles Gold was glänzt

Wer sich fragt, worauf ich hinaus möchte, der sollte sich einmal genauer vorstellen und möglicherweise auch ansehen, welche Daten es über Menschen gibt. 

Ich selbst beschäftige ich als Journalistin häufiger mit Themen wie „Inklusion“ und recherchiere momentan, welche Datenlage es dazu überhaupt gibt. Mir liegen Tabellen vor, die mir Aufschluss darüber geben, welche Kinder mit welcher Behinderungsart welchen Schultyp besuchen. Allerdings werfen diese Tabellen mehr Fragen auf, als sie tatsächlich beantworten. Um die Fragen, die mir bei der Analyse der ersten Tabelle kommen, benötige ich eine weitere Tabelle mit konkreteren Daten. Allerdings benötige ich zur Beantwortung nicht nur eine weitere Tabelle, sondern eine pro geografischer Region, über die ich berichten möchte. Heißt, wenn ich über drei Städte und ihre schulischen Inklusionsbemühungen schreiben möchte, muss ich zuvor nicht eine Tabelle auswerten, sondern gleich drei. Dann auch noch zugehörige Interviews führen und das ganze in je einem Artikel zusammenfassen. Könnte man machen, aber es wäre sehr aufwendig und würde vermutlich nicht zum gewünschten Ergebnis führen, denn einen Vergleich von schulischen Inklusionsmaßnahmen möchte ich ja gar nicht schreiben, sondern eher etwas interaktives gestalten, das die Inklusion darstellt, anstatt nur über sie zu berichten. Berichtet wird, wenn etwas nicht funktioniert oder besonders gut läuft. Einen allgemeinen Überblick, der sich jedes Jahr aufs Neue erstellen lässt, wäre aufwendiger und händisch erzielt praktisch unbezahlbar.

Recherchehilfsmittel gesucht: Die geeignete Brille für den Datensatz

Die Recherchemaßnahmen für ein solches Projekt wären sehr viel einfacher, gäbe es ein geeignetes Hilfsmittel. Eine Art Brille, die einem nur jene Daten ausgibt, die man auch benötigt. Eine Art Filter, der bestimmte Daten erkennt wäre der erste Schritt. Erweitert um ein Tool, dass schon Daten zusammenfasst. Bereichert durch die einzelnen kommunalen Daten für jede einzelne Stadt, ohne jede einzelne Stadt von Hand zu analysieren. Etwas, wo Menschen interakiv mitwirken können, sich selbst und ihren Standort suchen und auch finden können und dann schauen können, wie schulische Inklusion läuft. 

Aufwand gerechtfertigt?

Doch solche Projekte würden an sich schon viele Jahre in Anspruch nehmen, zumindest, wenn sie ein Einzelner durchführt. Sind solche Projekte also trotz ihres hohen Aufwandes gerechtfertigt? Solche Projekte sind spannend, sicher gäbe es auch viele Profiteure. Aber sie sind auch kosten- und zeitintensiv, weswegen sie bisher leider nicht umgesetzt wurden oder für die Öffentlichkeit nicht verfügbar sind. Schade, dass es immer noch so viele unausgewertet sind, denn sie wären gerade für Journalisten eine schöne Recherchelandschaft. 

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